Schloss auf einem Hügel
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Diese Seite berichtet von München aus über Multimedia, digitales Storytelling und Kunst im Netz. Und stellt eigene Entwicklungen in diesem Bereich vor.

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Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, auf einer der ersten Seiten im WWW.





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Berlinfolgen macht Crowdsourcing

Warum wir mehr Förderung brauchen

Vor etwa einem Jahr startete die Produktionsfirma 2470media zusammen mit der TAZ eine sehr schöne Multimedia-Serie über Berliner Menschen, bei der auch viel mit dem neuen Medium Audio-Slideshow experimentiert wurde: Die Berlinfolgen. Für das neue Jahr sind neue Folgen geplant und dafür geht 2470media nun den gewagten Weg der Spendenfinanzierung: Bei Startnext kann man das Projekt finanziell unterstützen. Vor ein paar Tagen hat mich nun Daniel Nauck angerufen und mich gebeten, ein wenig Werbung für die Finanzierung zu machen, weil noch nicht einmal ein Viertel des benötigten Geldes zusammengekommen ist. Damit hat er offene Türen eingerannt. Ich hoffe natürlich, dass auch viele Berliner Leser das Projekt unterstützen, aber hier will ich an einem anderen Punkt ansetzen, der mit meiner professionelle Sichtweise auf den Journalismus zu tun hat: Multimedia-Journalismus in Deutschland ist eine klassische Graswurzel-Pionierleistung. Es gibt fast keine verlagseigenen Think-Tanks, die mit dem Medium experimentieren und neue Formate schaffen. Wir haben leider nicht die finanzielle Situation, die das Privatfernsehen in den 80er Jahren hatte. Die iPad-Redaktion vom Spiegel und vielleicht noch die FAZ sind die einzigen großen Ausnahmen, bei denen festangestellte Redakteure regelmäßig vorbildliche Multimedia-Beiträge hervorbringen. In den meisten anderen Medienhäusern ist man an inhaltlicher Stelle eher sparsam. Die festangestellten Redakteure haben keine Zeit für Innovation und Experiment, unter Zeitdruck reicht es dann bei allen guten Absichten nur für mittelmäßige und manchmal sogar fehlerhafte Produktionen. Für den Klick, den man beim Werbepartner abrechnen kann, ist dabeisein vielleicht alles, aber langfristig sind solche Beiträge schädlich, sie können dem Rezipienten die Lust am Zuschauen und daher auch am Bezahlen nehmen. Die Beiträge, die mir bei diesen Verlagen doch mal positiv auffallen, sind dann nicht selten von selbstständigen Journalisten zugekauft. In vielen Fällen passiert aber nicht mal das. Von den zehn Nominierungen beim Reporterpreis für die beste Webreportage 2011 wurden nur zwei Reportagen bei einem Medienhaus veröffentlicht. Die anderen entstanden offensichtlich als privat finanzierte Projekte unter entsprechenden finanziellen Opfern der beteiligten Freiberufler. Diese Menschen, die hier ihre Altersvorsorge aufs Spiel setzen, sind die eigentliche Basis für die langsame multimediale Revolution, die seit einigen Jahren in Deutschland stattfindet. Deswegen kann ich nur ausdrücklich dafür werben, dass diese innovativen Journalisten, und darunter ganz besonders 2470media, finanziell unterstützt werden. Sie sichern mit ihren Experimenten unsere Zukunft.

Veröffentlicht am 29. Apr. 2012. in [/Journalismus/Nachrichten] Kommentare: 0




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