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Das "Ich" im Journalismus

Michael Sontheimer hat gestern zu Recht in der taz kritisiert, dass sich viele Journalisten aus Eitelkeit oder Recherchefaulheit selbst zum Gegenstand ihrer Berichte machen. Aber das "Ich" ist dabei völlig unschuldig. Die grammatikalische Erzählstimme hat überhaupt nichts mit der Fokalisierung zu tun:

Da sah ich ihn sitzen, er schrieb schon wieder über Käsekuchen.

-> Das "Ich" bleibt im Dunklen und fokalisiert den Protagonisten. Oder noch näher an die original Protagonistenstimme ran:

Da sah ich ihm an, was er wirklich wollte: Endlich wieder über Käsekuchen schreiben. Wie schön wäre das!

Gegenprobe:

In Kabul schwitzt man schon am frühen Morgen. Manche Journalisten kaufen sich jetzt zwei Gläser Honig und Knoblauchshampoo, weil ihnen keine Fragen mehr einfallen.

Wäre schade, wenn man den Ich-Erzähler aus dem Journalismus verbannt, nur weil manche Autoren sich aus Eitelkeit selbst fokalisieren. Wer die Narration der Kollegen kritisch zerlegen will und solche Ungenauigkeiten vermeiden will (vor allem wenn man die schlechte Recherche der Kollegen kritisiert), dem empfehle ich übrigens das wunderbare Theoriebuch "Die Erzählung" von Gérard Genette.

Veröffentlicht am 24. Sep. 2014. in [/Journalismus/Theorie] Kommentare: 0




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