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Fiktive Audio-Slideshows

Am Rande des Rollfelds

la_jetee_poster.jpg Noch viel seltener als im Journalismus wird die Kombination aus Foto und Ton im fiktiven Bereich eingesetzt. So selten, dass mir eigentlich nur ein einziges Beispiel einfällt: La Jetée (Am Rande des Rollfelds), ein französischer Kurzfilm von Chris Marker (Wikipedia | Youtube mit dt. Untertiteln).

La Jetée ist sehr klug gemacht: Die spezielle mediale Wirkung der Fotos wird für die Geschichte genutzt: Ein Mann muss von einem unterirdischen Labor aus Zeitreisen unternehmen. Er kommt aber nicht wirklich in Raum und Zeit an, er wird zum Geist seiner Geliebten. Und so geht es natürlich auch dem Rezipienten, der in die stehenden Fotos nicht hineinkommt wie in einen gegenwärtig rezipierten Film. Höhepunkt des Werks ist eine sekundenlange Filmsequenz der Geliebten. Die Sehnsucht des Protagonisten nach Gegenwärtigkeit wird durch diesen Medienwechsel auch im Rezipienten auslöst. La Jetée ist dadurch eigentlich eher eine Hommage an die Medialität des Films.

Und La Jetée orientiert sich überraschend stark an filmischen Traditionen: Die Kamera wird nicht intradiegetisch thematisiert, die Fotos sind einfach da und wir schauen zu. Es gibt Schauspieler, die vor der Kamera stehen und es gibt Schwenks über die Fotos. Diese filmischen Elemente wären in der fiktiven Audio-Slideshow verzichtbar, das zeigen die journalistischen Experimente.

Das Werk gilt als Experimentalfilm, es stammt von einem Filmemacher, es wird als historisches Beispiel an Filmhochschulen gezeigt. Immer taucht es in der Filmgeschichte auf, was mich überrascht. Die Tradition der Fotografie hat sich anscheinend nie selbstständig für dieses Werk interessiert, vielleicht auch ganz allgemein nicht für das Erzählen von fiktiven Geschichten mit Ton. Obwohl es so naheliegend wäre, die Tradition des Hörspiels mit Fotos zu erweitern. Eine Aufgabe für multimediale Erzähler und Künstler, die also durchaus noch offen ist.

Veröffentlicht am 01. Aug. 2010. in [/Kunst/Multimedia] Kommentare: 1

Alex Gerber wrote at 2010-09-12 12:00:

...Du hast sicherlich "Mustererkennung" gelesen -- von Cyperbunk-Schöpfer William Gibson, oder? Da dreht sich alles um das "Marktpotenzial" viraler Clips im Internet.

Gratulation übrigens nochmal zum Reporterpreis -- werde ich morgen beim meinem Vortrag auf der Xinnovations als "Case" empfehlen. ;-)

Keep experimenting.




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