Literaturwissenschaftlich ist es ja sehr wichtig, den Erzähler vom Autor zu trennen, aber in der Praxis ist das manchmal sehr schwierig: Zum Beispiel letzte Woche auf dem Reporter-Workshop in Hamburg sollte ich eine Audio-Slideshow über die Veranstaltung machen und gleichzeitig einen Vortrag halten und es war wirklich nicht leicht, sich während des Vortrags selbst zu fotografieren. Also, ich geb sogar offen zu, dass schließlich Kollege Simon Kremer einsprang.
Das Ergebnis meiner (unserer?) Berichterstattung kann man sich nun auf der Website des Reporterforums ansehen, dort finden sich auch die MP3-Dateien aus dem Vortrag von Jens Radü und mir über die Webreportage.
Es war meine erste Audio-Slideshow mit einem Ich-Erzähler. Das war sehr ungewohnt, weil ich wie früher wieder sehr viel mit dem Stift gearbeitet habe, um Beobachtungen und Interviews festzuhalten. Die auktoriale Macht in dieser Form ist erstaunlich, man kann sehr viele gefühlte oder beobachtete Informationen einbringen. Erschreckend ist die Verantwortung die man trägt: Hat man alles richtig verstanden? Tut man jemandem Unrecht mit einem Kommentar? Trügt das Bild?
Leider war es eine Vorgabe, so viele O-Töne in der Slideshow zu haben. Sie geben zwar einen sehr guten auditiven Eindruck von den Personen, lenken aber auch den Erzählstrang ab. Mir hätte es besser gefallen, größtenteils selbst durch die Geschichte zu führen, denn dadurch kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren und Ereignisse raffen. Aber trotzdem: Diese Form hat ein unglaubliches Potential. Ich hoffe wirklich, dass ich sie in Zukunft mehr einsetzen kann.
Veröffentlicht am 01. Jun. 2010. in [/Eigene_Projekte]
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