Über Monate habe ich das Multimedia-Projekt der Reutlinger Reportageschüler betreut. Mit Kursen und Workshops zur multimedialen Narration, über die Erstellungen der Geschichten vor Ort in Tiflis und schließlich bis zur Umsetzung mit Pageflow. Ganz am Schluss noch die Website nach den Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler gestaltet. Und heute die Premiere – nicht nur auf reporterreisen.com sondern auch als Visual Story im Multimedialen Spiegel (vielen Dank an Bernhard Riedmann und Jens Radü!). Viel Spaß beim Lesen der Multimedia-Stücke! Und danke an alle Reportagisten der Schule – es war eine wunderbare Zeit!
Beispiele Archive
Ein jüdisches Jahrhundert in Schellack und Vinyl
Schönes kleines Interview mit dem Schellacksammler Raymond Wolff gemacht (für das Jüdische Museum). Ist jetzt online.
Minimal Scrollytelling
Die National Geographic benutzt in letzter Zeit häufig sehr knackige, kurze Multimediatexte wie z.b. diesen sehr charmanten Beitrag über das nicht minder charmante Bärtierchen. Ein guter Kniff, um einen vorhandenen Videobeitrag in einen Multimedia-Text zu verwandeln, ohne den Leser durch lange Filmelemente vom Lesen abzulenken. Mir gefällt die sehr kleine Zerlegung der Videos, der Verzicht auf Ton, die Konzentration auf das Wesentliche des Videomaterials und die konsequente Verlagerung aller Informationen in den Text. Nicht so toll: Die Verwendung von GIFs statt HTML5 und die alberne Listical-Untergliederung. Hier ein weiteres Beispiel.
Die besten Webreportagen 2014
Hier die fünf Nominierungen zum Deutschen Reporterpreis in der Kategorie Webreportage:
Fullpanel-Scrolldokus beim BR
Der Bayrische Rundfunk bietet seit drei Monaten ebenfalls Scrollreportagen an, z.B. diese sehr schöne Doku über das Oktoberfestattentat. Sieht zwar aus wie Pageflow, ist aber Linius (die Entwicklung der Berliner Agentur Mc Quadrat). Ich schaue es mir demnächst beim BR an und kann dann auch mehr zu einer möglichen Verfügbarkeit sagen.
Tiere auf Wanderschaft
Schöne Audio-Slideshow von der Radiojournalistin Sandra Müller: Tiere auf Wanderschaft. In ihrem Weblog stellt sie einige Thesen dazu auf, wie eine gute Audio-Slideshow sein sollte. Neu und gut fand ich vor allem den Tipp, dass man sich als Journalist im Interview lebendig und impulsiv verhalten sollte, um den Protagonisten zu einer persönlichen und lebendigen Erzählung anzuregen, das ist im Beispiel wirklich hervorragend gelungen. Auch schöne Fotos, gute Musikuntermalung und spannender Einsatz von Schrift, habe ich so auch noch nicht gesehen. Um die Debatte zu ihren 10 Punkten zu eröffnen: Gerade am Anfang der Reportage finde ich Bild und Ton etwas zu weit auseinander, diese „Bildlöcher“ hätte ich vermieden. In dem Punkt stimme ich also nicht zu.
Zehn Jahre Salad Fingers
David Firth macht seit zehn Jahren Web-Comics Happy Birthday Salad Fingers: Vor zehn Jahren erschien die erste Folge von David Firths postapokalyptischem Flashcomic „Saladfingers“ auf Newgrounds.com. Mit der eigenwilligen Figur, die Finger aus Salat hat und nach dem „Großen Krieg“ in Einsamkeit in einer leeren Hütte auf einer nebligen Ebene wohnt, sich mit Handpuppen unterhält und albtraumartige Begegnungen mit allem erlebt, was das Unterbewusstsein an Schrecken bereithält, wurde der junge Künstler im Internet berühmt, noch lange bevor es Youtube gab. Mittlerweile zeichnet er verschiedene andere Comics die schrill und poppig, aber nicht minder absurd sind, teilweise auch für die BBC. Doch mit etwa 60 Millionen Abrufen bei Youtube und Newsground übertrifft an Popularität nichts den schwer fassbaren Saladfinger-Kosmos und seine manchmal pupertäre, manchmal tiefsinnige Auseinandersetzung mit den existentiellen Ängsten des Lebens. Erst letztes Jahr wurde die Serie um eine ausführliche zehnte Folge ergänzt: Hubert Cumberdale’s Birthday … und so wünsche ich dem bemerkenswert kreativen David Firth ebenfalls von Herzen einen texturlosen Birthday Stick aus dem All mit einem Hut aus der Haut des schlaffen Schlummerburschen Milford Cubicle.