Schöne Audio-Slideshow von der Radiojournalistin Sandra Müller: Tiere auf Wanderschaft. In ihrem Weblog stellt sie einige Thesen dazu auf, wie eine gute Audio-Slideshow sein sollte. Neu und gut fand ich vor allem den Tipp, dass man sich als Journalist im Interview lebendig und impulsiv verhalten sollte, um den Protagonisten zu einer persönlichen und lebendigen Erzählung anzuregen, das ist im Beispiel wirklich hervorragend gelungen. Auch schöne Fotos, gute Musikuntermalung und spannender Einsatz von Schrift, habe ich so auch noch nicht gesehen. Um die Debatte zu ihren 10 Punkten zu eröffnen: Gerade am Anfang der Reportage finde ich Bild und Ton etwas zu weit auseinander, diese „Bildlöcher“ hätte ich vermieden. In dem Punkt stimme ich also nicht zu.
Monthly Archive:: Juli 2014
Propaganda per Filter und Verstärkung
Die leise Gefahr für Journalismus und Pressefreiheit in Krisenzeiten Straßenumfrage ade: In den letzten Jahren hat sich die Arbeitsweise von vielen Journalisten radikal geändert: Soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook dienen als Sensor für die Meinung der Bevölkerung, als Gruppenmedium zwischen Kollegen, als Recherchetool und als zusätzlicher Marketingkanal für die eigenen Beiträge. Je stärker ein Journalist in diesen Netzen Informationen aufnimmt und wieder abgibt, desto wichtiger wird die Neutralität dieser Netze, da es sonst zu erheblichen Verzerrungen kommen kann. Nun ist das leider schon länger nicht mehr der Fall: Twitter, Facebook oder Google formen unsere Streams nach unseren Leseinteressen. Der Buchautor Eli Pariser warnte 2012 in „The Filter Bubble“ davor, dass wir uns dadurch intellektuell isolieren. Größer wäre das Problem nun, wenn die Filter in diesen Netzwerken absichtlich nach politischen Interessen geschaltet wären.
Zehn Jahre Salad Fingers
David Firth macht seit zehn Jahren Web-Comics Happy Birthday Salad Fingers: Vor zehn Jahren erschien die erste Folge von David Firths postapokalyptischem Flashcomic „Saladfingers“ auf Newgrounds.com. Mit der eigenwilligen Figur, die Finger aus Salat hat und nach dem „Großen Krieg“ in Einsamkeit in einer leeren Hütte auf einer nebligen Ebene wohnt, sich mit Handpuppen unterhält und albtraumartige Begegnungen mit allem erlebt, was das Unterbewusstsein an Schrecken bereithält, wurde der junge Künstler im Internet berühmt, noch lange bevor es Youtube gab. Mittlerweile zeichnet er verschiedene andere Comics die schrill und poppig, aber nicht minder absurd sind, teilweise auch für die BBC. Doch mit etwa 60 Millionen Abrufen bei Youtube und Newsground übertrifft an Popularität nichts den schwer fassbaren Saladfinger-Kosmos und seine manchmal pupertäre, manchmal tiefsinnige Auseinandersetzung mit den existentiellen Ängsten des Lebens. Erst letztes Jahr wurde die Serie um eine ausführliche zehnte Folge ergänzt: Hubert Cumberdale’s Birthday … und so wünsche ich dem bemerkenswert kreativen David Firth ebenfalls von Herzen einen texturlosen Birthday Stick aus dem All mit einem Hut aus der Haut des schlaffen Schlummerburschen Milford Cubicle.