Eine Reise durch die Top-Seiten der deutschen Wirtschaft hinterlässt noch zu viele Spuren: Die DSGVO ist bei vielen Markenherstellern angekommen, aber die meisten Shops sind teilweise weit vom Gesetz entfernt. Bei vielen Einwilligungs-Boxen wird hart getrickst und bevor man den OK-Button klickt, sollte man wirklich mal genauer nachlesen. Bildquelle: Wiremu Stadtwald Demchick, 1080 Poisoning Scare At New World in Wellington, CC BY 4.0 Letztes Jahr habe ich die deutschen Nachrichtenseiten auf Tracking untersucht, nun wollte ich mal einen Blick auf die sogenannte Demand-Side werfen: also die Firmen, die personalisiertes Marketing kaufen. Sie pumpen das Geld in die Ad-Tech-Netzwerke und finanzieren damit die umfassende Profilbildung fast aller Internetnutzer. Mit den Tools der Ad-Tech-Firmen könnten sie dann ihre Zielgruppe neu entwickeln oder schärfen: zum Beispiel um Besucher erneut zu bewerben (Retargeting), um aus Besucherverhalten personalisierte Ansprachen zu entwickeln oder um bestehende Kunden von Kampagnen auszuschließen. Oftmals ergeben sich auch gegenseitige Synergie-Effekte: Firmen tauschen untereinander Verhaltensdaten mit dazugehörigen IDs aus, um daraus eigene Zielgruppen zu bilden (wer Babykleidung kauft, interessiert sich auf für Babyspielzeug). Oder die vermittelnden Werbefirmen finden für einen Shop neue potentielle Kunden, indem sie auf anderen Seiten Personen mit ähnlichen Verhaltensweisen finden, die den Shop aber noch nicht besucht haben (eine Besucherin kaufte einen teuren Grill und einen Saugroboter, kennt aber den Mähroboter noch nicht). Wie der Marketing-Alltag bei einem Markenhersteller aussehen kann, zeigt diese Stellenanzeige von Volkswagen für einen Experten (m/w) in diesem Bereich. Einwilligungen und Cookie Walls Für alle diese modernen Vermarktungsformen benötigt man umfangreiche Nutzerprofile, die die
z-Aufmacher Archive
Wir veröffentlichen eine Musterbeschwerde gegen Facebook-Tracker – und ein Leser reicht Datenschutzbeschwerde gegen ZEIT-ONLINE ein
Copyright Zeichnung: C. Pfohlmann, www.pfohlmann.de Vier Monate ist es her, dass ich in einer großen Analyse von deutschen Medienseiten den großflächigen Einsatz von Facebook-Trackern und damit verbundene Datenschutzrisiken geschildert habe. Nur wenige Verlage haben seitdem etwas geändert. Immer noch werden von vielen Nachrichtenseiten, aber auch allgemein von Websites und Shops das Besucherverhalten profilbezogen an Facebook gemeldet. Viele empörte Leserinnen und Leser haben auf meinem Blog und anderswo im Netz Tipps ausgetauscht, wie man das Tracking technisch unterbinden kann. In vielen Fällen effektiver ist allerdings eine Datenschutzbeschwerde. Die deutschen Behörden haben bereits sehr deutlich gemacht, dass sie Facebook-Tracker ohne Einwilligung größtenteils für rechtswidrig halten. Noch sind aber keine Bußgelder oder Urteile in diesen Fällen bekannt. Als Hilfestellung für betroffene Leser und Leserinnen habe ich daher zusammen mit dem IT-Spezialisten Mike Kuketz eine Anleitung und eine Musterbeschwerde erstellt, damit Betroffene leichter gegen den rechtswidrigen Einsatz der Facebook-Tracker vorgehen können. Wir erklären, wie man die wenigen benötigten Belege aufzeichnet und wie man unsere Textvorlage auf konkrete Websites anpasst, die den Facebook-Tracker einsetzen. Als echten Praxisfall haben wir bereits einen Leser ausfindig gemacht, der sich über das Facebook-Tracking bei Zeit Online sehr geärgert hat und der nun mit unserer Vorlage eine Beschwerde bei der Hamburger Datenschutzbehörde eingereicht hat. Mit dem Leser habe ich gestern auch ein Interview geführt. Selbstverständlich sollte sein, dass die Beschwerde erst eingereicht wird, wenn zuvor der Betreiber der Website mit einer Frist von beispielsweise zwei Wochen aufgefordert wurde, den Facebook-Tracker zu entfernen und darauf nicht reagiert hat. Das ist der
Der große Scrollytelling-Tool-Test
Hier gibt es heute nicht nur einen großen Testbericht, sondern nebenbei auch ein kleines Jubiläum zu feiern: Vor zehn Jahren habe ich den ersten Prototypen einer Scrollreportage in diesem Weblog veröffentlicht. Zusammen mit einem kurzen Theorietext, warum das vielleicht ein tolles Medium für den Journalismus wäre. Dirk von Gehlen war einer der Journalisten, die sofort von dem Medium überzeugt waren, wir setzten es gemeinsam bei dem Jugendmagazin jetzt.de ein. Es gab später sogar ein Tutorial für andere Journalisten. Danach habe ich mich aber der Audio-Slideshow zugewendet und es wurde ruhig um die Scrollreportage in Deutschland. Aber seitdem Scrollytelling 2012 durch Snow Fall populär wurde und es auch in deutschsprachigen Verlagen wieder großartige Scrollreportagen gibt, sind einige neue Tools entstanden, mit denen man Scrollytelling jenseits von Mammutbudgets und 20-Mann-Teams produzieren kann. Es ist also Zeit für einen großen Vergleichstest der Scrollreportagen-Tools! Mein altes Tool von damals lassen wir aber im Archiv … es ist ein Wunder dass es auf manchen Rechner noch funktioniert (auf Mac glaube ich nicht). Für den Test habe ich mit meinem Kamerakollegen Alex Hirl eine kleine Referenzreportage aufgenommen und in HTML programmiert (wer sich etwas mit HTML auskennt: mehr zu dem Template und den verwendeten jQuery-Plugins hier). Dann habe ich versucht, diese Reportage in allen vier fünf sieben neun 13 Tools nachzubauen. So sieht man am ehesten die Unterschiede und Beschränkungen. Testübersicht: Story-CMS (eingestellt) Oolipo (eingestellt) Story Builder (Update Oktober 2017) Spark (Update Oktober 2017) Klynt (Update März 2016) Sway (Update März 2016) Racontr (Update August 2015)